– Gastautorin Daniela Thielecke –

Wir geben es zu – je häufiger oder länger wir auf Mallorca sind, desto weniger ziehen uns Touristen-Attraktionen in den Bann. Doch letzte Woche ist es passiert: Besuch aus Deutschland kündigte sich an und wir legten uns ohne wirkliches Märkte-Know-How ins Zeug, um auch bei diesem Thema glänzen zu können. Unsere Wahl fiel nach einiger Recherche auf den Sonntagsmarkt in Santa Maria del Cami, er soll einer der schönsten auf der Insel sein. Nicht nur deshalb fuhren wir in das Städtchen Nähe Inca, sondern auch, weil die Öffnungszeiten bis 14 Uhr angegeben sind. Nach einem gemütlichen Brunch auf der Terrasse fuhren wir von der Playa de Palma in das kleine Örtchen Santa Maria del Cami und bekamen sogar einen Parkplatz an der Hauptstraße, ohne lange suchen zu müssen.
Textilien wie Sand am Meer – ist das wirklich der empfohlene Markt?
Ein paar Geschäfte hatten geöffnet und wir begaben uns auf die Suche nach dem Ort des Geschehens und wurden am Plaça Nova fündig. Zugegeben: die Männer sind nicht gerade begeistert gewesen, als sich unzählige Textilien-Stände am Platz breit machten und auch ich als Frau erkannte die Modelle auf einen Blick, angebliche Mode aus Italien (das möchte man ja unbedingt auf Mallorca kaufen), die in allen Strandshops der Balnearios auch angeboten werden.
Mit einem Unterschied: hier sind einige Teile für 10 € zu haben, die in erster Strandlinie oft das 3- oder 4-fache kosten. Wer also seine Sommer-Garderobe mit ein paar Flatter-Kleidern oder Hosen aufwerten möchte, kann hier sicherlich ein Schnäppchen machen. Ohne Kauflaune zogen wir durch die Gassen, statt der “Helmuts” überredete uns jeder Standbetreiber etwas zu kaufen, was etwas von Ballermann-Image hatte. Inmitten diesen Getümmels fanden wir auch einen Stand mit handgefertigten Lederschuhen, der aufgrund seiner Ursprünglichkeit herausstach, zum Glück erinnerte ich mich an die Worte einer Bekannten, die mir am Abend zuvor verriet: “der Markt ist toll, aber Du mußt erst durch alle Kleidungs-Stände durch.” Wir kämpften uns tapfer ans Ende des Platzes und so langsam verstand ich auch, warum die meisten Märkte mittags schon geschlossen haben – es ist einfach zu heiß.

Tatsächlich – Ursprüngliches für den Gaumen
Unser Herz schlug höher, als wir einen Stand fanden, der frische Teigwaren im heißen Wasserbad zubereitete. Die Lebensfreude verbreitete sich sofort, wir waren in einer kleinen anderen Welt, in der uns typische mallorquinische Leckereien mit Zimt und Kartoffeln zum Probieren angeboten wurden. Sie schmeckten wirklich gut und ich wollte etwas kaufen, doch die Marktfrau beharrte darauf, dass ich warte, bis die nächste Portion frisch per Schöpfer kommt. Aus wirtschaftlichen Gründen undenkbar, aus der mallorquinischen Einstellung heraus einfach perfekt. Warum nicht etwas warten, die Gerüche und das Flair aufsaugen, um dann stolz die erworbenen Gebäcke sein Eigen zu nennen, dafür sind wir schließlich auf der Insel. Ein kleiner Tipp: Angela – so heißt sie – ist auch an anderen Märkten auf Mallorca anzutreffen, und zwar dienstags in Artà, mittwochs in Sineu, donnerstags in Inca und freitags in Llucmajor. Wer es also nicht schaffen sollte, nach Santa Maria zu kommen, um ihre Kekse und Leckereien zu testen, kann sehr gut ausweichen. Doch auch wenn wir begeistert von ihrem verkäuferischen Talent waren, es gab noch weitere Stände, an denen vor allem Einheimische ihre Einkäufe tätigen. Wer einmal riesige Oliven-Mengen sehen möchte, die nicht aus dem Glas kommen, sollte unbedingt einen Markt aufsuchen, natürlich gab es auch ein massives Angebot an Wurst und Käse, was bei Hitze sicherlich etwas schwierig sein mag. Beachtlich fanden wir das Angebot von frisch geernteten Auberginen oder Tomaten, die besondere Formen und Farben aufwiesen und sicherlich ebenso gut schmecken.
Dekoration und Landestypisches auf dem Sonntagsmarkt
Wir haben auch Stände mit Korb- und Flechtwaren entdeckt, die dazu einluden, das Eingekaufte sogleich in einen farblich passenden Einkaufskorb zu legen, das Angebot kann sich sehen lassen. Ebenso wie die landestypischen Tapas-Schälchen, Teller oder bunte handgefertige Holzfächer für den stylischen Auftritt bei Hitze, 8 Euro kosteten diese und zeigten neben
hübschen Mustern und Ornamenten auch Hunde oder Motive für Kinder. Für die Leser*innen mit Handarbeits- oder Deko-Faible gibt’s hier einen Tipp: die landestypischen Stoffe „Tela de Lengua” begegnen uns häufig in den Geschäften und sind eine hervorragende Idee, um in Deutschland oder auf der Finca Kissen, Tischsets oder Bezüge im landestypischen Stil zu nähen. Die arabisch anmutenden Ornamente sehen aus wie Feuerzungen und stammen aus diversen Webereien der Insel. Wer sich mit diesem Thema beschäftigen möchte, sollte auch die Herstellung der Stoffe und die Tradition spüren, aber für den ersten Eindruck ist es sehr erfreulich, auch hier fündig geworden zu sein.

Natürlich gibt es auch Plastik-Stände mit allerlei Spielzeug für Kinder sowie eine Ecke, in der Tiere zum Verkauf angeboten werden (ohne Kommentar, aber landestypisch). Wir mussten sehr lachen, als ein Süßigkeiten-Stand seine Deko-Schälchen füllte, indem er Supermarkt-Tüten aufriss, aber wie heißt es so schön: es gibt für alles einen Markt.
Fazit: Der Marktbesuch von Santa Maria del Cami ist auf jeden Fall empfehlenswert, besonders gut hat uns gefallen, dass der Marktplatz mehrere Möglichkeiten bietet, sich hinzusetzen, um das Treiben am Rande zu beobachten. So haben Bars und Cafés an einigen Stellen geöffnet und tragen zu der recht angenehmen Atmosphäre bei. Um einen Sonntag zu beginnen, ist dieser Markt sicher eine gute Wahl, zudem befindet man sich in optimaler Nähe zum Tramuntana Gebirge, das etliche Reise- oder Restaurant-Ziele bietet.
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