
Am kommenden Freitag um 18.00h startet für viele Fußballbegeisterte das vorweggenommene Finale zweier Mannschaften, welche im Verlauf des Turniers sich zu den Topfavoriten entwickelten.
Spanien vs. Deutschland oder doch lieber Deutschland vs. Spanien?
Was machen wir auf Mallorca alle eigentlich nun?
Viele Menschen aus Deutschland leben seit vielen Jahren auf der schönsten Insel der Welt. Man hat sich ja mittlerweile auf die vielen so positiven Eigenschaften der Spanier eingelassen. Hier und da wird schon spanisch gelebt. Immer mehr identifiziert man sich mit dem spanischen Fußball, ist für den mallorquinischen Erstligisten Real Mallorca begeistert, trinkt das spanische Bier, genießt den eigenen und doch besonderen mallorquinischen Wein, isst die spanische Paella oder die so beliebten Tapas, hört die spanische Musik, genießt die spanische Sonne an einen der vielen Strände und kauft seine Lebensmittel bei der spanischen Handelskette Mercadona. Etliche Deutsche haben auch das Trikot der spanischen Nationalmannschaft und tragen dieses, wenn die Spiele der Roten im Fernsehen übertragen werden.
Und jetzt? Welch ein Dilemma. Die spanische Nationalmannschaft spielt gegen die Männer von Julian Nagelsmann. Im Viertelfinale einer Europameisterschaft. Schließlich spielt sein Heimatland gegen die Mannschaft eines Landes, in der man Gast ist. Müssen wir gastfreundlich sein und Morata, Williams jr. und Co. den Sieg gönnen oder dürfen wir das Heimatgefühl leben? Schließlich sind mittlerweile 10 Jahre des letzten Triumph vergangen. Die magischen Spiele in Brasilien von Bastian Schweinsteiger, Thomas Müller, Toni Kroos, Manuel Neuer und Co. leben nur noch in den Erinnerungen. Nach Brasilien folgten ausschließlich Enttäuschungen.
Und jetzt, verdammt, ausgerechnet jetzt die EM in Deutschland gegen die lieben Spanier! Wohin neigen die Gefühle?
Bleiben wir neutral und bedienen uns der immer wieder gerne genutzten Phrase „der Bessere soll gewinnen“? Geht die Liebe des deutschen Fußballfans soweit, dass man alle Gefühle, alle Leidenschaft, alles Mitfiebern für seine Heimat dem Land seines Aufenthaltes überlässt?
Wir denken nein. Das Daumendrücken für sein Heimatland muss gestattet sein. Wir schalten 90 Minuten (oder wie lange das Spiel tatsächlich laufen sollte) die Spanienliebe aus. Dafür gibt es im Gehirn ja diesen besonderen Schalter 🙂 … wir singen die deutsche Hymne mit, stimmen uns mit den heutigen Superstars der deutschen Nationalmannschaft, mit Jamal Musiala, Florian Wirtz, mit Leroy Sane und natürlich mit Fülle (Füllkrug) geistig zusammen und leben jede Situation mit den Jungs in weiß/schwarz (oder doch in pink) mit. Wir fiebern mit, wir schimpfen über schlechte Pässe und springen von den Stühlen, wenn dann Toni Kroos seine Traumflanke über 35 Meter auf eben Musiala spielt und dieser dann auf seine besondere Art das Runde ins Eckige unterbringt.
1:0 für Deutschland. Wir stimmen in deutscher Sprache mit ein „so ein Tag, so wunderschön wie heute …“
Wir versprechen aber auch das: sollten dann doch die Roten gewinnen, so holen wir auch gleich für den weiteren Turnierverlauf das spanische Trikot wieder aus der Schublade und leben unsere spanische Leidenschaft aus. Ob nun das spanische Trikot nicht in der Schublade liegt und doch schon in die Nähe gelegt wurde, so einfach … vorsichtshalber?
Wir werden am Freitag die Antwort auf dem grünen Rasen von Stuttgart erhalten.
(Gedanken von Linus Berger)
