John Lambrecht
Tennis triggert wie kaum ein anderer Sport die eigenen Emotionen. Wut, Ärger, Frust, Resignation, oder auch Hochmut sind Emotionen, die fast jeder Spieler regelmäßig auf dem Tennisplatz erfährt.
Oftmals steigert sich der Spieler so sehr in diese Emotion rein, dass er dadurch seine innere Mitte verliert und das geschieht oft unbewusst. Indem du den Tennisplatz als Spiegelbild nutzt, kannst du mehr Klarheit bekommen über eigene Verhaltensmuster, Denkweisen und Gewohnheiten. Dadurch vermeidest du unbewusst zu reagieren und bist nicht länger Opfer deiner Emotionen.
Auf dem Tennisplatz werden, wie bei einem Mienenfeld, die eigenen emotionalen Knöpfe gedrückt. Die Explosion ist mal mehr mal weniger intensiv. Das hängt von unserer mentalen Verfassung ab, vom Stresslevel, aber auch von den eigenen Konditionierungen. Wie viel Druck machst du dir selber, bevor du auf den Tennisplatz gehst? Welche Vorstellungen/Erwartungen hast du an dich und deine Leistung? Und wie kollidieren diese mit der Realität? Was sind deine Gewohnheiten, Denk- und Verhaltensweisen? Der Tennisplatz bietet das Spielfeld seine innere Welt im Außen zu erkennen.Zugegeben bedarf es etwas Übung die eigenen Emotionen wahrnehmen zu können. Oftmals werden uns Emotionen erst bewusst, wenn wir schon lauthals gebrüllt, den Ball übern Zaun gedonnert oder den Schläger auf den Boden geschlagen haben. Doch auch dann gilt es, sich nicht zu verurteilen, sondern einen Weg zu finden, um sich zu sammeln, zum eigenen Zentrum zurückzukehren. Hier hilft es ein paar Mal tief und bewusst durch die Nase ein und noch länger durch den Mund auszuatmen. Nimm wahr wie sich die Emotion im Inneren anfühlt, spüre hin, richte die Aufmerksamkeit auf die Atmung. Durch diese Übung unterbrichst du die Abwärtsspirale und verhinderst, dass du dich in die Emotion hineinsteigerst. Es gilt wieder einen Abstand zu der Emotion zu gewinnen und die Rolle des Beobachters einzunehmen. Diese Praxis hilft dir natürlich auch im Alltag, wo manchmal ähnliche Triggerpunkte gedrückt werden, auch hier hilft es wahrzunehmen, was an die Oberfläche kommt und durch das aktive Beobachten, eine Distanz zu den eigenen Emotionen zu bekommen.
Durch das bewusste Wahrnehmen wirst Du mit der Zeit Deine Muster besser kennenlernen. Du wirst wissen, was Deine Knöpfe drückt, worüber Du Dich immer wieder aufregst und Du wirst durch das Beobachten der Emotion, Dich von diesen distanzieren. Du schneidest die Zündschnur durch, noch bevor die Bombe explodieren kann. Dadurch wird sich mit der Zeit dein Verhalten, deine Konzentration, dein Fokus und deine Präsenz auf dem Tennisplatz verbessern, aber auch in deinem Alltag.